Dr. Maria Flachsbarth schreibt: Am Freitag und Samstag vor dem 3. Advent hat sich der Synodale Ausschuss in Wiesbaden Naurod zu seiner dritten Sitzung getroffen – für den Frauenbund bin ich als Delegierte dabei. Die Ergebnisse hat das ZdK in seiner Pressemeldung gut zusammengefasst Synodaler Ausschuss in intensiver Arbeitsphase | Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Aus Sicht des Frauenbunds möchte ich an dieser Stelle deshalb auf zwei andere Punkte eingehen: zum einen habe ich mich sehr gefreut, Martha Bauer, die Vorsitzende des KDFB Diözesanverbandes Regensburg wiederzusehen. Das ist nun an sich nichts Berichtenswertes, wenn da nicht der Umstand wäre, dass sie als Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Regensburg vom Synodalen Ausschuss als Gast eingeladen war. Der Synodale Ausschuss hatte beschlossen, Repräsentat:innen aus den vier Bistümern, deren Bischöfe ihre Teilnahme am Synodalen Ausschuss verweigern, als Gäste einzuladen, um den Gläubigen die Diskussionen im synodalen Prozess transparent zu machen und sie mitzunehmen. Ich will noch einmal daran erinnern: diesen Prozess haben nicht die Lai:innen den Bischöfen aufgezwungen, sondern diese haben sich 2018 in großer Not nach der Veröffentlichung der sogen. MHG-Studie über den vielfältigen Missbrauch in der katholischen Kirche mit der Bitte an uns gewandt, bei der Suche nach einem zukunftsfähigen Weg für die Kirche in Deutschland zu helfen. Deshalb ist der synodale Prozess keine nette Gesprächsrunde, auf die man auch verzichten könnte, sondern ein unverzichtbarer Weg, um Vertrauen in die Kirche zurückzugewinnen und vor allem Strukturen, die sexuellen und geistlichen Missbrauch erst ermöglichen, zu beseitigen. Sich dem zu verweigern, passt aus meiner Sicht nicht zu der Hirten-Verantwortung des Bischofs. Umso schöner, dass nun Gäst:innen in unserer Versammlung dabei sind, um die spezielle Situation ihrer Bistümer mit einbringen zu können.

Und über ein zweites Ereignis möchte ich berichten, das mich sehr berührt hat und einen Hinweis gibt, auf eine veränderte Sicht auf die Frauen in der Kirche: Bischof Georg Bätzing hatte als Ortsbischof zu einer Rorate-Messe eingeladen, die ja ganz besonders der Gottesmutter Maria gewidmet ist. Er hatte dazu seine Weihnachtskarte verteilt, auf der aus dem Stundenbuch von Besancon (ungefähr 1485) eine Krippenszene abgebildet ist. Ungewöhnlich genug: Maria aufrecht sitzend und lesend, im königlichen Rot und Gold, und Joseph zu ihren Füßen, im marianischen Blau übernimmt derweil die Sorge um den Säugling. Verkehrte Welt, vertauschte Rollen im 15. Jahrhundert. Ein modernes Familienbild mit gerecht geteilten Care-Aufgaben und eine um Bildung bemühte Maria, die Gottes Wort nicht nur gläubig annimmt, sondern es auch verstehen will. Welch anderes Marienbild als das, das uns katholischen Frauen so oft als Vorbild hingestellt wurde: die jungfräuliche Mutter, die sich demütig, sanft und allzeit dienstbereit hingibt. Für mich ein weiteres Zeichen der Ermutigung vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der auch bei der Weltsynode in Rom das Thema der Weihe von Frauen gut vernehmbar vertreten hat. Für mich und hoffentlich viele Frauenbundfrauen auch ein Zeichen der Bestätigung, dass unser beharrliches Beten, Arbeiten und Werben um Geschlechtergerechtigkeit im Frauenbund, im ZdK, im Synodalen Prozess und auch bei der Weltsynode in Rom Früchte trägt.

Foto: KDFB/Harald Oppitz

Dr. Maria Flachsbarth engagiert sich seit vielen Jahren in Kirche und Politik: Von 2011 bis 2023 war sie Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), seit 2011 ist sie Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Für den KDFB ist sie Delegierte im Synodalen Ausschuss. Zwischen 2002 und 2021 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, von 2013 bis 2018 war sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, anschließend von 2018 bis 2021 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

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One Comment

  1. Monika Urban 16. Januar 2025 at 22:17

    Vielen Dank für diesen Blog-Beitrag und Bericht. Es freut mich sehr zu lesen, dass der Synodale Ausschuss Repräsentantinnen aus den vier Bistümern, deren Bischöfe ihre Teilnahme am Synodalen Ausschuss verweigern, als Gäste einlädt. Mehr als eine aufmerksame Geste, finde ich. Damit sind wir Gläubige. aus diesen Diözesen -doch- vertreten und werden nicht abgehängt, der Synodale Prozess geht nicht ganz ohne uns weiter. :-)

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