Nicht zu schnell, nicht zu laut, nicht zu spannend. Ein bisschen heiter und mit Botschaft. Das sind meine „Kriterien“ bei der Auswahl eines Kinofilms. Und die führen dazu, dass ich eher selten ins Kino gehe; und wenn doch, dann lande ich meist in einem Programmkino. So geschehen vor kurzem, als meine Tochter mich freundlich gefragt hatte, ob ich nicht den Abend außer Haus verbringen wolle. Sie hatte sich zum 17. Geburtstag ein gutes Dutzend Freundinnen und Freunde eingeladen. Und so saß ich sehr spontan im Kino und habe mir den Film angesehen, der an diesem Abend auf dem Programm stand: „Supernova“. Es war ein wunderbarer Abend und ein toller Film, der mich sehr bewegt hat. Deshalb habe ich meine Gedanken dazu aufgeschrieben; sie liefen letzte Woche in SWR4. Wer den Film noch sehen kann, dem sei er empfohlen.
„Was ist am Ende wichtig? Am Ende einer Ehe oder Partnerschaft, wenn einer von beiden schwer krank ist? Davon erzählen Sam und Tusker; sie sind die beiden Hauptdarsteller im Film Supernova.
Sam ist Pianist und Tusker ist Schriftsteller. Zumindest war er es, bis er wegen seiner immer schlimmer werdenden Demenz keinen Stift mehr in der Hand halten kann. Und seine einst brillanten Gedanken versiegt sind. Die beiden Männer sind seit über 20 Jahren ein Paar und sie spüren, dass ihnen nur noch wenig gemeinsame Zeit bleibt. Deshalb packen sie ihr Campingmobil und machen sich auf die Reise. Sam hat seinen Job als Pianist aufgegeben, um ganz für seinen Partner da sein zu können. Es ist ihre letzte gemeinsame Reise. Die führt sie zu alten Freunden, zu ihren Familien und an Orte aus ihrer Vergangenheit. Die beiden erleben eine intensive und innige Zeit. Bis zu dem Punkt, als Sam in Tuskers Gepäck ein Fläschchen mit Gift findet. Er ist entsetzt, wütend und tieftraurig. Weil Tusker offenbar geplant hatte, einfach aus dem Leben zu gehen. Heimlich. Nach 20 Jahren, ohne ein Wort. Sam kann das nicht verstehen. Für ihn ist klar, dass er seinen Partner bis zur letzten Minute begleiten möchte. Egal was passiert. Tusker wiederum versucht Sam seine Situation zu erklären: Er möchte als der Mensch in Erinnerung bleiben, der er vor der Krankheit war. Er möchte gehen, bevor er die Kontrolle über seinen Körper und seinen Geist vollständig verliert. Bevor er nicht mehr er selbst ist.
Die Geschichte von Sam und Tusker wirft große Fragen auf: Kann ich frei über mich selbst bestimmen? Wie weit darf ich dabei gehen? Was muss ich für einen Menschen tun, den ich liebe? Was kann ich ihm zumuten?
Das Ende der Geschichte bleibt offen. Und das ist gut so, finde ich. Obwohl das Leben für mich, gerade als Christin, ein hohes Gut ist, fällt es mir schwer, mich ganz auf eine Seite zu stellen. Ich verstehe sie beide. Weil es nicht möglich ist, dem Leben mit starren Grundsätzen zu begegnen. Kein Leben gleicht dem anderen und die Fragen sind kompliziert. Das wird Sam und Tusker immer klarer, je mehr die beiden über ihre Ängste sprechen.
Und das ist für mich das Entscheidende, wenn es um die Frage geht: Was ist am Ende wichtig? Den anderen teilhaben lassen. An den eigenen Sorgen und Ängsten, an Gedanken, an den Hoffnungen. Ihn in sein Herz blicken lassen. Das ist für mich wie eine Liebeserklärung.“
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