Spät erst, so gegen Mitte August, sind bei uns in Bayern die Ferien richtig angekommen: jetzt ist Abschalten angesagt. Wobei das viele Programmpunkte beinhaltet: im Altwasser des Inns lange schwimmen, unter dem großen Nussbaum dösen, in der etwas kühleren  Abendluft die Blumen gießen und dann im Garten mit flachem Rücken direkt auf die Erde legen: jetzt folgt ein sommerliches Festprogramm besonderer Güte! Wobei der Ablauf jedes Jahr derselbe bleibt. Hauptsache ist der freie Blick zum Firmament, Herz und Sinn dürfen sich aufmachen – das Leben ist schön! Freut euch der Schöpfung!

Gegen 21 Uhr eröffnen die Fledermäuse ihren Tanz in unserm Garten: Kreise und Reigen, Formationen, Sturzflug und abenteuerliche Kehren, knapp über Kopf und Bauch der Zuschauer, es ist eine Pracht. Und weil mein Mann sein Haupthaar bereits spärlich trägt, liegt ihm meines besonders am Herzen: Pass auf, dass die Fledertiere sich nicht bei dir einnisten!

Dann folgt die Sternenschau. Unglaublich, wie lange es dauert, bis einer nach dem anderen auch wirklich klar erkennbar ist, wie langsam die Dunkelheit hereinbricht, damit sich dann aber in alles überwältigender Schönheit die Milchstraße gegen das schwere Dunkelblau des Himmels abzeichnet. Sternenbilder kann ich nur wenige benennen, aber darum geht es mir auch gar nicht. Es ist das Funkeln der einzelnen Sterne, ihre Leuchtkraft oder ihre Winzigkeit, die mich fesselt und an die Unendlichkeit des Alls gemahnt. Welche Größe, welches Geheimnis, und welche Geborgenheit von mir kleinem Menschlein unter diesem Zelt! Meine Lieben, mein kleines Land… alles hat darunter seinen Platz.

Und wenn dann auch noch Sternschnuppen vom Himmel fallen, mal weit und hell leuchtend, mal nur als kurze Streifen oder schmale Sicheln, dann ist das Festspiel an seinem Höhepunkt angelangt. Dem alten Brauch, manche sagen auch Aberglauben, wird explizit Genüge getan – je ein guter Wunsch für einen lieben Menschen, der es grad braucht! Das soll dann in Erfüllung gehen, von einem Himmelszeichen besiegelt. Kann es Größeres geben?

Ach, so schön und so einfach kann Glück sein! Kurz hat die Zeit jede Bedeutung verloren.

Irgendwann gehen dann mein Mann und ich schweigsam zur Nachtruhe. Manche unserer Besucher, denen wir dieses Festprogramm anheimstellen, sind ähnlich fasziniert. Solche Abende lassen greifbar werden, wie kostbar unsere Erde und alles Leben auf ihr ist. Und welches Wunder!

Je mehr die Naturwissenschaft dazu erklären kann, desto faszinierender.

Pandemie ist für mich eine ganz neue Erfahrung, plötzlich Ruhe - nach über 14 Jahren Führung im Bundes- und Landesvorstand. Wo ich im gemeinsamen Wir des KDFB sonst vielfach gefordert war, bleibt jetzt die persönliche Begegnung aus. Vielleicht eine Gelegenheit, unsere Themen, unsere Lebensweise, unsere Gemeinschaft neu zu reflektieren und mit einem Blog gemeinsam an Kommentaren zu wachsen. Allein mit meinem Mann daheim, die Söhne im einigermaßen entfernten München, die Omas als Hochrisikogruppe nur vorsichtig umsorgt – all das ist auch privat nicht ohne. Ob wohl mit Hilfe des Blogs aus der Krise eine neue Chance erwächst? Auch für mich als Theologin eine große Frage!

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