Noch ganz bewegt von den beiden Blogbeiträgen von Claudia Schmidt und Regina Illemann zu dem Buch „Weil Gott es so will“, möchte ich vom letzten Wochenende erzählen: Unter dem Thema „Macht und Teilhabe“ fand das deutschsprachige Präsidientreffen statt. Fünf große katholische Frauenverbände aus vier Ländern trafen sich zum Austausch – dieses Jahr leider nicht an einem der schönen Orte in Südtirol, Österreich, der Schweiz oder in Deutschland – sondern virtuell. Allen Teilnehmerinnen hatte der KDFB-Bundesverband vorab ein gehaltvolles Päckchen zukommen lassen: mit Schokolade, einer Kerze, Informationsmaterial, dem Aktionsschal Maria, schweige nicht! und unserem Buch „Erzählen als Widerstand.“ – Das Zusammensein war auch virtuell erstaunlich intensiv, sogar eine Andacht und ein „Kamingespräch“ mit Birgit Mock und Emilia Müller zum Thema „Macht und Teilhabe“ waren möglich.
Und wir waren uns einig! Einig darin, wie wichtig es ist, dass Frauen ihre Berührungsängste gegenüber dem Thema Macht verlieren, dass „Macht“ für Frauen kein Tabuthema mehr ist. Denn es gibt keinen machtfreien Raum, alles andere ist eine Illusion! Doch nach wie vor fühlen sich Frauen schlecht, ja machen sich Frauen verdächtig, wenn sie bewusst Macht für sich in Anspruch nehmen. Wenn Frauen nach Macht streben, dann verlieren sie oft das, was für sie in patriarchalen Systemen lebenserhaltend ist: den anerkennenden Blick der Männer, die Akzeptanz, das Wohlwollen derjenigen, die den Ton angeben. „Macht beanspruchen“, das klingt für viele Frauen immer noch falsch. Auch deshalb finden sich manche Frauen im patriarchalen System Kirche noch immer wohler, wenn sie, bewusst oder unbewusst, um das Wohlwollen der mächtigen Männer nicht zu verlieren, sagen: „Macht und Teilhabe: Nein Danke!“ Denn es könnte ja schlecht ankommen, wenn ich mich exponiere, ich könnte missverstanden werden, ich könnte aus der Wertschätzung der Männer herausfallen. – Es soll sogar Bischöfe geben, die bewusst Frauen gegen Frauen in Stellung bringen, um den männlichen Machterhalt zu schützen. Wie praktisch für diejenigen, die die asymmetrische Machtverteilung, den Ausschluss von Frauen von Macht und Teilhabe für immer festgeschrieben sehen wollen. Ihre eigene, die männliche Macht wird andererseits gerne mit dem Begriff des „Dienstes“ verschleiert und verunklart.
Doch was bedeutet Macht eigentlich? Macht bedeutet immer Gestaltungsmacht! Und da sind sich Männer und Frauen erstaunlich einig, dass sie gestalten wollen. Gestaltung klingt auch für Frauen unverdächtig. Doch ohne Teilhabe an den Entscheidungsprozessen, an den Kernfunktionen, Kerndiensten und -ämtern kann das nicht gelingen.
Schweizerinnen, Österreicherinnen, Südtirolerinnen und deutsche Katholikinnen bekräftigten an diesem Wochenende ihren Willen, die schädliche Macht-Asymmetrie in der katholischen Kirche zu überwinden. Denn überall dort, wo eine Gruppe von der Macht ausgeschlossen ist – und Frauen sind nun einmal 50 Prozent der Menschheit – kommt es zu einer folgenreichen Schieflage der Macht, zu Machtmissbrauch. Die schrecklichen Folgen solch systemimmanenten klerikalen Machtmissbrauchs müssen wir seit Jahren weltweit erkennen.
Es ist höchste Zeit, dass Frauen ihre Stimmen erheben, dass Frauen solidarisch sind, dass sie sich verantwortlich zeigen, dass sie ihre Stärke zeigen und Teilhabe einfordern. Am letzten Wochenende haben sich Frauen aus Österreich, Südtirol, der Schweiz und aus Deutschland getroffen, in dem erklärten Willen, sich in Zukunft als MACHT zu begreifen und dies auch nach außen sichtbar zu machen: eine Macht, die gestalten kann und will im Sinne des Evangeliums, parteiisch für Gerechtigkeit.
FrauenStimmen haben wir im KDFB unser Projekt genannt, in dem Frauen ihre Stimme erheben: für eine glaubwürdige Kirche, für die gleiche Würde aller Menschen, unabhängig vom Geschlecht. Erheben wir unsere Stimmen: Machtvoll!
#FrauenStimmen
P.S.: KDFB-Vizepräsidentin Sabine Slawik hat ebenfalls einen Beitrag über das Treffen geschrieben – Sie finden ihn im Blog des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds oder durch einen Klick hier.
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„Schweizerinnen, Österreicherinnen, Südtirolerinnen und deutsche Katholikinnen …“ Sollte es sich bei den Schweizerinnen, Österreicherinnen und Südtirolerinnen auch um Katholikinnen gehandelt haben, fiele mir eine deutlich genauere Formulierung ein, die aber ein wenig weniger feministisch klänge. :-)
Bitte bleibt dran an der „Machtfrage“. Wenn uns die „Herren“ der Kirche noch länger hinhalten, stehen sie früher oder später allein da.