Fertig, die Weihnachtssachen sind abgebaut, alle Deko weg und es beginnt eine neue Zeit. 2022 als Jahr drei in Zeiten von Corona.

An was ich mich nicht alles gewöhnt habe in dieser Zeit! Und das gleichzeitige Erschrecken, welche Folgen diese Pandemie AUCH haben kann.

Gerade ist eine liebe Freundin gestorben, ihre lange Krankheit hat sie wohl nicht wahr haben, nicht aussprechen, verdrängen wollen – wer könnte da jetzt noch fragen oder erklären wollen? Im Büro war sie seit langem nicht mehr: home-office. Persönliche Treffen sind ewig her: Kontaktbeschränkung. Kein Ehemann, keine Kinder, sie lebte stets mit dem Fokus auf ihre Arbeit und dem Einsatz für die Kirche. Ein Tod, der sich anfühlt, als wäre ich schuldig geworden – was ich rational gesehen gar nicht bin. Ja, gar nicht sein kann.

Aber, wie auch sonst schon öfter, ein bekanntes Karussell dreht sich in meinem Kopf: Hätte man sich gesehen, wäre vielleicht ihr „schlechtes“ Aussehen, ihre Müdigkeit oder Erschöpfung angesprochen worden? Hätten wir uns überwunden, wäre ein Sommertreff vielleicht möglich gewesen? Eine Gelegenheit zum Austausch und zur Anteilnahme? Ohne home-office wäre vielleicht die Verleugnung so einfach nicht möglich gewesen? — Hätte, hätte, Fahrradkette. Zu spät. Daraus aber erneuert sich einmal mehr die Einsicht, wie kostbar das Leben und unsere Freunde sind. Wie wichtig das Aufrufen schöner Erinnerungen nun ist, um in aller Verstörung und Unsicherheit die Dankbarkeit nicht zu vergessen. Und die Freude, dass wir so Vieles miteinander erleben durften. Damit könnte auch ich dieses neue Jahr, die neue Lücke in meinem Adresskalenders aufwerten: wie schön, dass wir uns hatten! Welch wertvoller Teil meines Lebens war sie mir! Kostbare Gemeinsamkeit, die nicht ausgelöscht ist!

Pandemie ist für mich eine ganz neue Erfahrung, plötzlich Ruhe - nach über 14 Jahren Führung im Bundes- und Landesvorstand. Wo ich im gemeinsamen Wir des KDFB sonst vielfach gefordert war, bleibt jetzt die persönliche Begegnung aus. Vielleicht eine Gelegenheit, unsere Themen, unsere Lebensweise, unsere Gemeinschaft neu zu reflektieren und mit einem Blog gemeinsam an Kommentaren zu wachsen. Allein mit meinem Mann daheim, die Söhne im einigermaßen entfernten München, die Omas als Hochrisikogruppe nur vorsichtig umsorgt – all das ist auch privat nicht ohne. Ob wohl mit Hilfe des Blogs aus der Krise eine neue Chance erwächst? Auch für mich als Theologin eine große Frage!

One Comment

  1. Elisabeth Rost 19. Januar 2022 at 21:27

    Danke, sehr berührend!
    Sehr schön:“kostbare Gemeinsamkeit, die nicht ausgelöscht wird“

Hinterlasse einen Kommentar

Weitere Beiträge