Vier Tage Online-Teilnahme an der europäischen Kontinentalversammlung der Weltsynode liegen hinter Frauenbundfrau Kerstin Fuchs. Wir haben nachgefragt: Was bleibt von der Kontinentalversammlung?
Kerstin Fuchs schreibt: Es ist in der Versammlung viel vom Zelt der Kirche gesprochen worden, so wie es der Papst den Versammlungen als Bibelwort mitgegeben hat: „Mach den Raum deines Zeltes weit (Jes 54,2)“. Für mich bleibt die Erkenntnis, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben: selbst innerhalb Europas sind die Haltungen und Auffassungen, wer mit in das große Zelt der Kirche hinein eingeladen ist, wer mit bestimmen darf, wie weit das Zelt dann wirklich werden darf und welche Pflöcke eingeschlagen werden, sehr weit voneinander entfernt.
Kardinal Mario Grech sprach in seinem Fazit der Versammlung von der synodalen Kirche, die sich wie eine Familie gemeinsam auf einen Weg macht. Das finde ich ein sehr passendes Bild: Wenn ich mich mit meiner Familie auf den Weg mache, zB wenn wir im Urlaub wandern gehen, dann dürfen alle mitreden bei der Auswahl des Ziels und der Richtung. Und als die Kinder alt genug waren, mitzuentscheiden, haben wir das natürlich auch gemeinsam entschieden und überlegt, wie es gelingen kann, dass der Ausflug allen gerecht wird.
Wir hören oft, dass die Reformwilligen hier in Deutschland und auch in anderen Ländern zu schnell sind, dass wir warten müssten, weil andere Länder noch nicht so weit sind. Dass es nur noch etwas Zeit braucht, bis es weitergeht. Das geht mir in meiner Familie auch manchmal so. Wenn wir gemeinsam wandern, ist auch der eine oder die andere oftmals schneller und ungeduldiger. Dann gilt bei uns: es gibt gemeinsame Etappenpunkte, bei denen wir aufeinander warten. Aber die Geschwindigkeit – und manchmal auch der ein oder andere Umweg – darf jede und jeder bestimmen, wie er oder sie mag. Das Ziel aber bleibt gemeinsam bestehen. Da treffen wir uns, freuen uns über das Erreichte und dürfen gemeinsam feiern.
Die Versammlung hat in mir den Wunsch verstärkt nach einer echten, synodalen Kirche. In der der Weg gemeinsam nicht nur beraten, sondern auch entschieden wird. In der manche auch mal einen neuen Weg ausprobieren und die anderen dann begeistern und mitnehmen. Die Österreichische Delegation sprach von den Probierräumen, die es braucht, um Dinge je nach örtlichen Begebenheiten auszuprobieren, um sie dann vielleicht für alle nutzbar zu machen. Da wünsche ich mir mehr Mut auch in Deutschland, solche Wege einzuschlagen. Und ein Familienoberhaupt, das dies auch zulässt.
Denn ganz zentrale Regel beim Wandern ist für mich: Wenn wir merken, dass wir in einer Sackgasse gelandet sind – oder wenn wir feststellen, dass niemand mehr mitgehen mag – dann kehren wir um.
Mehr Infos zur Synode findet ihr hier: https://www.frauenbund.de/aktion/synodaler-weg/#weltsynode
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Synodale Kirche, die sich wie eine Familie gemeinsam auf einen Weg macht – Was das konkret bedeutet, hat Kerstin Fuchs aus der Erfahrung schön beschrieben: Gemeinsam überlegen und entscheiden, wo es hingehen soll. Unterwegs darauf achten, dass alle mitkommen können. Erfinderisch sein und Routen für Schnellere und Langsamere finden. Gemeinsame Etappenpunkte zum aufeinander warten vereinbaren. Sich am vereinbarten Ziel treffen, über das Erreichte freuen und zusammen essen und feiern.