Vermutlich haben Sie es auch in den Nachrichten mitbekommen. Im Sondierungspapier von Union und SPD ist die Erweiterung der Mütterrente vorgesehen: „Wir vollenden die Mütterrente mit drei Rentenpunkten für alle – unabhängig vom Geburtsjahr der Kinder -, um gleiche Wertschätzung und Anerkennung für alle Mütter zu gewährleisten.“ Das heißt, auch für vor 1992 geborene Kinder sollen drei Erziehungsjahre bei der Rente angerechnet werden statt wie bisher maximal zweieinhalb.
Als ich diese Meldung am Weltfrauentag gelesen habe, habe ich mich sehr gefreut. Geärgert hat mich anschließend die teilweise recht harsche Kritik an der Vollendung der Mütterrente von vielen Seiten, im Übrigen – was mich besonders verwundert hat – auch von Frauen.
Es geht bei der Mütterrente, von der fast neun Millionen Rentnerinnen in Deutschland profitieren, nicht um ein Wahlgeschenk oder um Almosen, sondern um Rentengerechtigkeit. Und auch wenn ich selbst nicht davon profitiere, weil meine Kinder nach 1992 geboren sind, bin ich trotzdem für die Vollendung der Mütterrente.
Warum? Weil die Frauen, die von der Mütterrente profitieren, nicht nur für die eigenen Kinder ihren Beruf aufgegeben haben, sondern weil sie später nicht selten auch noch ihre Töchter und Schwiegertöchter bei der Kinderbetreuung unterstützt haben. Ich zumindest hätte ohne die Unterstützung meiner Mutter und Schwiegermutter keine kontinuierliche Erwerbsbiografie.
Das darf man nicht übersehen, wenn man sich heute über die Erweiterung der Mütterrente, die schätzungsweise pro Jahr 5 Milliarden Euro kosten wird, aufregt. Das ist ein Beitrag zur Anerkennung von Sorgearbeit, die jahrzehntelang nicht honoriert wurde, aber für unsere Gesellschaft unverzichtbar war und ist.
Es geht bei der Mütterrente um eine gerechte Anerkennung der Lebensleistung aller Mütter in Deutschland. Es darf meiner Meinung nach nicht sein, dass Mütter von Kindern, die ab 1992 geboren wurden, drei Entgeltpunkte in der Rente erhalten, während Mütter älterer Kinder mit nur 2,5 Punkten abgespeist werden.
Dass es die Mütterrente in der heutigen Form gibt, ist auch ein Verdienst von vielen Frauenbund-Frauen. Manche werden sich vermutlich noch an diesen Kampf erinnern. 2012 hat der KDFB gemeinsam mit der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) über 200.000 Unterschriften für die Mütterrente gesammelt, die der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen überreicht wurden.
2013 hat der KDFB im Vorfeld der Bundestagswahl Postkarten verteilt mit dem Slogan „Bekommt Ihre Mutter, was sie verdient?“. Mit den Postkarten sollten sich die Frauenbundfrauen an ihre örtlichen Bundestagsabgeordneten wenden, damit diese sich für die rentenrechtliche Gleichstellung aller Mütter einsetzen. Über 120.000 Postkarten wurden damals verschickt. Ein erster Erfolg dieser Aktion: Am 1. Juli 2014 wurde die Mütterrente mit zwei Rentenpunkten eingeführt.
2018 hat der KDFB erneut mit großer Leidenschaft gemeinsam mit der kfd Unterschriften gesammelt – fast 63.000 in nur fünf Wochen! Damit setzten sich beide Verbände erneut dafür ein, dass für alle vor 1992 geborenen Kinder künftig drei statt nur zwei Entgeltpunkte für die Erziehungsleistung in der gesetzlichen Rentenversicherung angerechnet werden.
Diese Unterschriften wurden schließlich an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil überreicht. Auch diese Bemühungen waren erfolgreich: 2019 erfolgte eine Anhebung der Mütterrente auf 2,5 Punkte.
Der KDFB ist auch in den folgenden Jahren am Ball geblieben und hat weiterhin hartnäckig für den 3. Rentenpunkt gekämpft. Dieser langjährige Einsatz könnte nun endlich Früchte tragen.
Jetzt bleibt die Hoffnung, dass die Ausweitung der Mütterrente doch noch eine breitere Akzeptanz in der Öffentlichkeit findet, zumal sie – wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bestätigt – die Altersarmut von Frauen abschwächt.
Wer die Vollendung der Mütterrente als zu teuer oder unnötig kritisiert, verkennt die Lebensrealität vieler Frauen, die wegen nicht vorhandener Betreuungsmöglichkeiten ihren Beruf zugunsten ihrer Kinder zurückgestellt haben und damit auch einen wesentlichen Beitrag zum Funktionieren unserer Gesellschaft geleistet haben.
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