Monika Urban schreibt:
Der 2. Februar war früher ein Feiertag. Es ist der 40. Tag nach Weihnachten. Eigenes Brauchtum ist mit ihm verbunden. Im Gottesdienst der Kirche wird nochmal ein Abschnitt aus der Kindheitsgeschichte des Lukasevangeliums gelesen: Maria und Josef bringen ihren kleinen Jesus nach Jerusalem, um ihn nach jüdischer Sitte dem Herrn zu weihen. Die Erzählung inspirierte bereits im 5. Jahrhundert Christen zu einer Prozession, dem ankommenden Christus entgegen. Lichterprozession und Kerzenweihe in den später gebauten Kirchen liegen darin begründet. Die Liturgie von „Maria Lichtmess“ hat eine gewisse Feierlichkeit. Gern denke ich an Familiengottesdienste in der Pfarrei, wenn unsere Kinder mit leuchtenden Augen und einer Kerze in der Hand den Ministranten durch das Kirchenschiff hinterhertippelten, während wir Erwachsene in den Bänken nochmal ein Weihnachtslied sangen. Oder an die Segnung der Kerzen, die wir später im Jahr in der Kommunion- und Firmvorbereitung einsetzten.
„Begegnung des Herrn“ heißt das Fest in der Ostkirche. Tatsächlich ist hier die Begegnung dreier Generationen beschrieben. Da ist das kleine Kind und sind seine jungen Eltern. Ich stell mir vor, wie stolz sie es zum Tempel tragen, voll Freude und Erwartung, es zu präsentieren. Dabei treffen sie auf Simeon und Hannah, zwei alte Menschen, die dort täglich beten. Dazu haben sie Zeit und das Leben hat ihnen Geduld gelehrt und Warten. Sie hoffen, dass sich vielleicht doch noch zu ihren Lebzeiten erfüllen könnte, was sie und ihr Volk ersehnen. Die beiden schenken dem kleinen Kind Aufmerksamkeit und Interesse und dürfen das Kleine in die Arme nehmen. Was für eine Freude und berührende Szene, in der Kunst dargestellt, z.B. von Rembrandt im Selbstporträt: Das junge zarte Leben als kleines Bündel auf den steifen Armen des greisen Simeon. Licht fällt auf das kleine helle Kindergesichtchen und auf das des alten Mannes mit weißem Bart und fast erblindeten Augen. Ein Strahlen ist darin zu erkennen. Er beginnt Gott zu preisen für diese ersehnte, erhoffte, aber fast nicht mehr geglaubte Begegnung und Erfahrung in seinen späten Tagen. Nun könne er in Frieden scheiden. Simeon sagt Großes über das Kind und segnet seine Eltern. Die alte Hanna, eine Prophetin tritt hinzu und preist Gott ebenso. Sie erzählt von Jesus weiter, so wie die Hirten in der vorausgegangenen Weihnachtsgeschichte, in festem Glauben, dass in dem Kind Hoffnung für die Zukunft liegt.
Die Erzählung von Jesu Darstellung im Tempel lässt mich an junge Eltern denken, die ihr Kind zur Taufe in die Kirche bringen. Ob sie es traditionsgemäß und selbstverständlich dazu angemeldet oder um die Entscheidung gerungen haben – es scheint jungen Müttern und Vätern doch noch etwas zu bedeuten, dass Großeltern, Onkel und Tanten, Geschwister und auch Freunde mit dabei sind. Sie möchten ihre Freude teilen und ihre Familie teil haben lassen am Leben und den Entwicklungsschritten ihrer Kinder. Umgekehrt bedeutet es der älter werdenden Generation viel, einbezogen zu werden. Mit Kindern ist Hoffnung in die Zukunft verbunden. Wenn Erwachsene oft gar so ernüchtert und ernst denken und agieren, keine Perspektive sehen, sind Kinder es, die Situationen aufhellen. Fröhlichkeit und Lebendigkeit kehrt mit Kindern ein. Es ist erstaunlich, wie unvoreingenommen sie Oma und Opa dabeihaben wollen im Miteinander und Spiel. Von deren Lebenserfahrung, vielleicht auch Gelassenheit des Alters können die jungen Eltern profitieren. Brauchen wir nicht einander gegenseitig und das Miteinander der Generationen?
Es sind berührende Momente im Taufritus für die Mitfeiernden, wenn dem kleinen Menschenkind Worte gesagt werden, die für sein ganzes Leben gelten, ihm Gottes Liebe und Segen zugesprochen wird. Ist es nicht das, wonach sich so viele sehnen? Aus der Erfahrung wissen wir, wie gefährdet das Leben ist, vielleicht Schwangerschaft und Geburt waren und wieviel Unterstützung und Hilfe bis hin zum Erwachsenenalter notwendig sind. Da kann man den Segen von oben nur zu gut brauchen, Wohlwollen, Akzeptanz, Begleitung. Und das Gebet füreinander. Das können wir im Stillen tun. Oder einander sagen: Ich bete für dich. Meist wird es gern gehört und angenommen. Segen zu empfangen tut gut und auch einander Gutes zusprechen. Kleine Rituale können dies unterstützen: Eine Kerze, vielleicht vom Lichtmesstag aus der Kirche mitgebracht entzünden und an den lieben Menschen denken, sie oder ihn Gott anvertrauen. Das Kerzenlicht kann erhellen, aufmuntern, verbinden und auch während des Jahres an das Geheimnis erinnern, dass Jesus als Licht in unsere Welt kam und Heilung brachte.
Monika Urban ist KDFB Mitglied (Bistum Regensburg), Ehefrau, Mutter, Großmutter, und Geistliche Begleiterin.
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